Brigitte Kirsche
Editorin
Brigitte Kirsche wurde 1923
in Stettin geboren. Nachdem sie die Schule beendet hatte,
machte sie zunächst eine Ausbildung zur Foto-Kauffrau,
an die sich 1937 eine Lehre im Foto-Labor anschloß.
Es folgten mehrere Volontariate bei Filmkopierwerkstätten
(u.a. Ufa Studios), in denen sie sich im Bereich Filmschnitt
weiterbildete. Bis 1944 war sie als Schnittassistentin tätig,
mußte aber aufgrund kriegsbedingter Umstände ihre
berufliche Karriere immer wieder unterbrechen. 1949 bekam
sie dann eine Anstellung bei der Landesfilm- und Bildstelle
in Schwerin. Im selber Jahr schnitt sie ihren ersten Dokumentarfilm
– ein Film, der den Wiederaufbau eines abgebrannten
Dorfes auf der Insel Rügen dokumentarisch aufbereitete.
Im Anschluß zog sie
nach Berlin und nahm eine Stelle bei PHÖNIX FILM im Osten
der Stadt an; dort hatte man große Pläne für
Spiel- und Dokumentarfilme, die Firma wurde jedoch nach knapp
einem Jahr geschlossen. Brigitte Kirsche und ihre Kollegen
wurden von der DEFA in die Abteilung Filmsynchronisation übernommen.
1958 siedelte sie nach Westberlin um und fing bei der BSG/Wenzel
Lüdecke an, wo Spielfilme sowohl produziert, als auch
synchronisiert wurden.
1964 führte sie ein
Angebot des NDR nach Hamburg. Dort war sie verantwortlich
für Nachrichten, Magazinbeiträge, Features Fernsehspiel
und Dokumentarfilm. Außerdem war sie für die Stellvertretung
der Chefcutterin vorgesehen und erhielt so bereits in ihrem
ersten Jahr die Möglichkeit, einen Fernsehfilm mit Carl
Heinz Caspari zu editieren. 1966 traf Brigitte Kirsche Eberhard
Fechner, der gerade seine ersten Filme realisierte. Diese
Dokumentationen schrieben durch die ganz eigene, neue Art
ihrer Montage Fernsehgeschichte: ohne die zu dieser Zeit noch
üblichen eingeschnittenen Zwischenfragen erzählten
Menschen aus verschiedenen Perspektiven ihre Geschichte. Durch
den dialektisch montierenden Schnitt hielten Tempo, Unmittelbarkeit
und Poesie Einzug in den Dokumentarfilm. Mit Eberhard Fechner
verband sie bis zu dessen Tod 1992 eine intensive Arbeitsbeziehung.
Sie arbeitete aber auch mit anderen namhaften Regisseuren
wie von Dieter Wedel bis Janek Rieke zusammen.
Nach ihrer Pensionierung
1983 übernahm sie zahlreiche Lehraufträge beim NDR,
diversen Filmhäusern und beim Aufbaustudiengang „Film“
an der Universität Hamburg. Es folgten mehrere Projekte
mit den Regisseurinnen Sara Fruchtmann und Konstanze Radziwill,
die dieses Jahr mit dem Film „Schnitt - Der Regisseur
& die Cutterin“ ein filmisches Portrait der Zusammenarbeit
von Brigitte Kirsche und Eberhard Fechner schufen, das auch
im Rahmen von Film+ gezeigt wird.
Auswahlfilmographie
1964. Zweikampf (Doku). Regie:
Carl Heinz Caspari.
1966. Selbstbedienung (Doku). Regie: Eberhard Fechner.
1967. DUO (Doku). Regie: Mauricio Kagel.
1967. Vier Stunden von Elbe I (Doku). Regie: Eberhard Fechner.
1968. Damenquartett (Doku). Regie: Eberhard Fechner.
1969. Der große Tag der Berta Laube (Doku). Regie: Dieter
Meichsner.
1969. Nachrede auf Klara Heydebreck (Doku). Regie: Eberhard
Fechner.
1969. Klassenphoto I (Doku). Regie: Eberhard Fechner.
1970. Gedenktag. Regie: Dieter Wedel.
1970. Klassenphoto II (Doku). Regie: Eberhard Fechner.
1972. Spuren (TV). Regie: Dan Cohen.
1972. Inferno (TV). Regie: Stanislav Barabas.
1973. Aus nichtigem Anlaß (Doku). Regie: Eberhard Fechner.
1974. Eintausend Milliarden (TV). Regie: Dieter Wedel.
1974. Unter Denkmalschutz (Doku). Regie: Eberhard Fechner.
1975. Alle Jahre wieder (1. Teil) (TV-Serie). Regie: Dieter
Wedel.
1975. Lebensdaten (Doku). Regie: Eberhard Fechner.
1975. Die Comedian Harmonists I und II (Doku). Regie: Eberhard
Fechner.
1976. Alle Jahre wieder (2. Teil) (TV-Serie). Regie: Dieter
Wedel.
1976-1984. Der Prozeß (Doku). Regie: Eberhard Fechner.
1977. Rentenspiel (TV). Regie: Dieter Wedel.
1983. Im Damenstift (Doku). Regie: Eberhard Fechner.
1987. La Paloma (Doku). Regie: Eberhard Fechner.
1994. Befreiung aus der Rosenstraße (Doku). Regie: Michael
Muschner.
1996. Warum starb Nirmala Ataye (Doku). Regie: Barbara Debus,
Sara Fruchtmann und Konstanze Radziwill.
1996. Auch ohne Frau unglücklich. Regie: Janek Rieke.
1997. Härtetest. Regie: Janek Rieke.
1998. Ein langes Leben - Olga Bontjes van Beek. (Doku). Regie:
Sara Fruchtmann und Konstanze Radziwill.
2000. ...und plötzlich waren wir Feinde (Doku). Regie:
Jürgen Hobrecht.
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